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Corona Alltag

Langsam aber doch finden wir als fünfköpfige Familie in einen neuen Alltag. Für uns alle ist es seltsam, dass die Kinder daheim lernen, Flo nicht arbeitet und wir keine Familie und Freunde treffen dürfen. Das Schloss ist leer und ruhig, selbst der Park ist mehrheitlich wie leergefegt, keine Autos, nur manchmal ein Spaziergänger.

Der Tag beginnt für mich mit einer Yoga-Einheit, nach kurzer Probierphase bestehe ich auch jetzt wieder darauf, dass ich Yoga alleine praktiziere, der Versuch es mit den Kindern gemeinsam zu machen, scheiterte am Erholungswert. Nun dürfen die Kinder Hörbücher horchen und spielen, während ich mein Yoga in Ruhe genießen kann.
Wenn ich fertig bin, startet für die Kinder - wenn sie wollen, eine Kinder-Yoga Einheit - YouTube sei dank! Meistens turnt sich die Jüngste durch das Programm, die Großen finden es eher doof, die Beiden genießen es dafür umso mehr, dass sie vor dem Lernen schon zum Spielen kommen.

Während die Kinder so noch sehr zufrieden und beschäftigt sind, genieße ich meine erste Tasse Tee auf der Schlossterrasse. Dort liebe ich es dem beginnenden Tag zuzusehen, die Sonne kämpft sich durch die Wolken, die Vögel singen bereits ein fröhliches und lautstarkes Lied. Gurrende Tauben, schnatternde Dohlen, der Fasan patrouilliert seine Runde im Park und lässt seinen Ruf ertönen und natürlich neuerdings die Falken.
Wenn ich morgens durch die Tür die Terrasse betrete, gilt neuerdings mein erster Blick dem Turm mit dem Nistkasten, welchen die Falken bezogen haben und jeden Morgen sitzt er dort und blickt, so fühlt es sich an, zu mir herunter.
Wenn ich nun meinen Tee genieße, den Blick schweifen lasse, die blühende Magnolie betrachte und wahrnehme, welche Pflanzen heute plötzlich schon blühen oder die Knospen der Blätter geöffnet haben, dann wird es ganz ruhig in mir und ich bin dankbar all das sehen, spüren und hören zu dürfen.
Ja, auch in Zeiten einer Krise kann man für so vieles dankbar sein. Ich sitze auch sonst gerne mit meinem morgendlichen Tee draußen im Hof und lausche den Vögeln, aber dieser Platz, vor dem Schloss mit dieser Aussicht verbreitet ein ganz besonderes Gefühl.

Oft kommt dann auch Florian dazu, wir tauschen ein paar erste Worten an diesem neuen Tag, teilen was uns bewegt, vom vergangenen Tag, was uns abends oder morgens schon beschäftigt hat und wir schauen auf den kommenden Tag und wie wir ihn für uns alle gemeinsam gut gestalten können.

Anschließend gibt es ein gemeinsames, relativ rasches Frühstück, bevor es an die Lernzeit für die Kinder geht. Florian hat in den letzten Tagen das Lernen hauptsächlich übernommen, hin und wieder kommt auch mir ein Part zu, am Montag das Einteilen des Wochenplans oder Lesen mit der Jüngsten. Aber ich habe das Gefühl, Florian genießt es, auch einmal so nahe dran zu sein, bei den Kindern und dem was sie schulisch zu schaffen haben. Zudem ist Florian ein viel besserer und besonnenerer Erklärer als ich ;) Darum bin ich auch sehr dankbar, das er diese Aufgabe nun hauptsächlich übernimmt.

Ich bin in dieser Zeit meistens draußen im Garten, widme mich dem Gemüsegarten, säubere Blumenbeete oder bin sonst irgendwo im Park beschäftigt, um dem wuchernden Grün ein bisschen den Weg zu weißen. Die Zeit des Tuns genieße ich ebenso, wie die vorherige Zeit als Beobachter. Weil ich es einfach liebe, draußen zu sein und mit den Pflanzen und Tieren meine Zeit zu verbringen.
Und so still das ganze Schloss und die ganze Welt momentan zu stehen scheint - die Natur steht nicht still, das Gemüse wächst und gedeiht, im Schutz des Mistbeetes, das Unkraut vermehrt sich rasend schnell, überall sprießt und blüht es - jeden Tag tut sich etwas Neues.

Am späten Vormittag eilen die Kinder meistens in den Park, während Florian und ich eine Kaffeepause einlegen - allgemeine Pausenzeit, bevor es noch an eine kurze Lerneinheit geht, gekocht oder Sonstiges im Haushalt erledigt wird.

Nach dem Mittagessen gibt es dann für alle eine „Zimmer-Zeit“, eine Zeit, in welcher alle sich alleine zurückziehen, lesen, Geschichten horchen, Musik machen, zeichnen, spielen, nach was einem gerade so ist. Florian und ich nutzen es oft auch noch für ein bisschen Arbeit am #DaheimFestival oder ich versorge in dieser Zeit unsere älteren Nachbarn mit frischem Einkauf oder Besorgungen aus der Apotheke.

Nach dieser Stunde Auszeit geht Florian in der Regel seiner Wege, musiziert, organisiert das Festival, geht Laufen oder macht sonst wozu er Lust hat, während die Kinder und ich in der Regel die Zeit draußen verbringen.
„Die Kinder auslüften“ - so nenne ich diese Zeit meistens. Wir spazieren eine Runde, verbringen den Nachmittag im Wald, wo die Kinder die Zeit immer sehr friedlich verbringen oder wir sind im Garten. Noah liebt es im Gemüsegarten zu helfen, die Mädels spielen gerne irgendwelche Fantasiespiele. Ich denke, so eine gewisse Dosis an frische Luft und Bewegung brauchen wir einfach alle.
Wenn wir dann wieder rein gehen, haben die Kinder oft schon Pläne was sie machen wollen, dann widme ich mich der Wäsche oder sonstigem Haushaltszeugs. Aber es gibt auch Tage an welchen lieber das Computerspiel oder eine Sendung auf YouTube ruft. Manchmal wird aber auch noch eifrig gebastelt, seit langem wieder freuen sich die Drei wenn wir gemeinsam am Tisch sitzen und etwas basteln - das hatten wir schon lange nicht mehr!

Tja und dann rückt auch schon die Abendessenszeit heran. Wir kommen langsam wieder alle zusammen, je nachdem wer von uns Erwachsenen noch etwas zu erledigen hat, macht einer das Essen, die Kinder helfen je nach Laune mit, spielen oder hängen auf der Couch herum. Nun wird der Tag gemeinsam irgendwie schon etwas lang, das ist auch meistens die Tageszeit, in welcher die Nerven bei manchem schon etwas blank liegen, andere nicht mehr sooo gut drauf sind, die Pläne am Nachmittag nicht so nach der eigenen Idee verlaufen sind und und und … da kann der Haussegen auch schon mal schief hängen, die Kinder sind viel öfter einmal nahe am Wasser gebaut, als gewohnt. Aber ich verstehe auch, das die Eltern so rund um die Uhr echt auch mal nerven können.

Nach dem Abendessen ist vor dem zu Bett gehen. Meistens schaffen wir es, dass alle wieder ausgesöhnt mit dem Tag oder der Situation ins Bett gehen können. Hier wird sich noch einmal gedrückt, dort sich zu Papa in den Arm gekuschelt und ein anderer benötigt ein Gespräch im Bett mit Mama. Und dann ist die Welt wieder in Ordnung.

Unser Abendprogramm richtet sich nun nach den #DaheimFestival Abenden aus, an den jeweiligen Tagen verschwindet Florian in die Rote Bar im Schloss, während ich daheim alles am Handy mitverfolge und nebenher male, häkle und schon die nächsten Instagram-Postings vorbereite.

An den anderen Abenden wird gechillt, gelesen, musiziert, geredet … je nachdem nach was uns an dem Tag so ist. Es gibt Abende wo wir jeder allein unserer Freizeitbeschäftigung nachgehen oder wir genießen die Zeit gemeinsam als Paar. Denn auch das darf nicht zu kurz kommen, auch wenn man 24 Stunden am Tag gemeinsam zu Hause ist. Uns hilft es, dass wir uns die Zeit tagsüber aufteilen, jeder Zeiten für sich alleine hat - so freut man sich abends auch darüber, sich gemeinsam ein Konzert oder einen Film anzusehen oder einfach nur bei einem Glas Wein beisammen zu sitzen.

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