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Wald wirkt Wunder

Wir haben alle schon viel davon gehört, wie gesund der Wald für uns Menschen ist, Waldbaden ist ja in aller Munde. Laut Forschungen genügen 20 Minuten im Grünen, um das Level an Stresshormonen merklich zu vermindern.

Ich selbst freue mich ja immer wieder, andere mit in den Wald zu nehmen und habe es seit zwei Jahren zu meinem Nebenberuf gemacht, Gruppen mit in den Wald zu nehmen. Hauptsächlich sind das Kindergarten- und Schülergruppen, welche bei mir alles über unsere Flora und Fauna lernen. Mit Spiel und Spaß versuche ich den Kindern die heimische Welt wieder etwas näher zu bringen und ihnen zu zeigen wie wertvoll der Wald auch als Spielplatz und Erholungsraum sein kann. Aber ich habe auch schon Erwachsenengruppen, wie etwa meine Frauentreff-Runde mit in den Wald genommen. Hier ist es meistens eine Mischung aus Infos und Entspannung unter den Bäumen.

Aber heute hab ich dieses Wald-Entspannungs-Phänomen seit langem wieder einmal bewusst für unsere Kinder genutzt :D
Die ganze Situation, welche momentan abläuft verunsichert nicht nur uns Erwachsene, die Kinder leben alles live mit. Es ist wohl bei Vielen ein erstes Mal, dass sie erleben, dass auch ihre Eltern nicht wissen wie es weiter geht und was noch auf uns zukommt. Es ist für die Kinder sicher richtig schwer zu sehen, dass ihre Eltern unsicher, panisch, ängstlich reagieren - denn sind wir uns ganz ehrlich, so gut können wir das gar nicht verbergen, auch wenn wir es wollten.
Wir reden sehr offen mit unseren Kindern über diese Situation, wie wir es auch immer mit allem anderen machen. Es ist nicht unser Fall unseren Kindern etwas vorzulügen oder etwas zu beschönigen. Die Kinder reden Gott sei Dank auch viel mit uns und ich denke wir haben daher eine recht gute Basis.

In den letzten Tagen haben wir die Nachmittage im Garten verbracht, geharkt, geschaufelt und gesät - eigentlich dachte ich auch da immer, wow ja das tut uns gut.
Heute wollte ich aber nicht wieder das gleiche Programm abziehen, sonst wirds ja langweilig ;) Also große Ankündigung: Kids wir gehen in den Wald! Hm, die Antwort war jetzt weniger begeistert, aber nun ja, probieren kann man ja. Viele andere Optionen haben wir ja nun nicht wirklich.

Aber bereits beim Weg zum Wald kamen die ersten Ideen auf was sie denn so machen könnten. Von Verstecken-Spielen, Familie spielen, Schnitzen, Lehmfiguren machen, Sammeln … ich stellte fasziniert fest, das meine Tätigkeit als Waldpädagogin anscheinend schon gut abgefärbt hatte :)

Als wir dann im Wald ankamen, konnten wir nicht anders, wir ließen den guten Geruch, das sanfte Licht und das Grün erst einmal auf uns wirken. Die Kinder streiften durch den Wald, bis sie die kaputte Höhle vom Vorjahr fanden. Die Höhle aus Ästen über einem Erdloch war im Herbst eingestürzt und alle Kindergruppen fanden das sehr, sehr schade, denn es war für viele ein Highlight der Waldtage gewesen - die Fuchshöhle. Und somit war schon DIE IDEE für den Nachmittag gefunden, die Höhle musste wieder aufgebaut werden!

So standen unsere Drei vor dem Erdloch, welches vollgefüllt war mit den ganzen Ästen und Moos von der vorigen Hütte und planten die Entstehung der neuen Höhle. Tatkräftig wurde nun begonnen alles aus der Kuhle rauszuholen und faszinierender Weise wurde nicht einfach raustransportiert sondern auch gleich sortiert: lange Äste, Moos, morsche Äste - ich schaute richtig blöd, wie organisiert unsere Kinder ans Werk gingen - vielleicht sollten wir uns hin und wieder bei ihnen ein Beispiel nehmen :D.

Gemeinsam war das dann auch schnell vollbracht und so ging es ans Bauen. Ähnlich geplant und mit Voraussicht wie beim Ausräumen wurde nun ein Grundgerüst errichtet, hier half ich dann mit ein paar Handgriffen, wo etwas mehr Kraft von Nöten war - halbe Bäume lassen sich nicht so leicht verankern ;)

Die Kids waren soooo toll entspannt, es wurde richtig kitschig harmonisch, wie sie spielten, quatschten und einfach ganz vertieft ihr Haus bauten. Ich wurde gar nicht viel gebraucht. Unsere Jüngste, welche sonst an mir klebt wie ein Magnet, vor allem in den letzten Tagen, war immer wieder für Minuten im Wald verschwunden und zog weite Kreise um uns. Sie suchte nach den perfekten Ästen, dem richtigen Moos und den schönsten Farnblätter für das Dach.

Nach einer Stunde stand ein schon wirklich tolles Haus über dem Erdloch, die Kinder können sogar darin stehen und haben zu dritt darin Platz, nun wurde noch ein Kühlfach gegraben - denn wie man ja weiß, ist es unter der Erde immer gleich kühl und Maria baute mit Hingabe einen Ofen. Was ich am aller Schönsten empfand, es wurde nicht gestritten - wie zu Hause schon den ganzen Tag. Es gab zwar auch verschiedenste Meinungen oder jemand wurde unabsichtlich angerempelt, aber trotzdem wurden sie sich einig oder es reichte eine einfach Entschuldigung. Es eskalierte nicht, es wurde nicht beschuldigt und beschimpft. Unsere Kinder sind wirklich fast immer sehr umgänglich und man kann mit ihnen reden, aber auch sie fordert die Zeit gerade heraus, was man dann auch im Umgang miteinander merkt. Aber im Wald waren sie plötzlich wieder ausgeglichen und sie selbst, sie konnten wieder drüber stehen wenn die Kleinste eine Idee hatte, welche ihnen nicht gefiel, halfen einander und hatten einfach Spaß.

Als ich dann zum Aufbruch rief, waren alle traurig und wollten gerne noch bleiben. Doch Maria hatte noch einen Telefon-Termin mit einer Freundin ausgemacht. Die Freundschaften wollen ja vor allem jetzt gepflegt werden!

Gemeinsam wurde beschlossen, wir gehen in den nächsten Tagen öfter mal in den Wald, denn dort können wir alle die momentanen Sorgen draußen lassen. Überall sonst ist die Situation so gegenwärtig, das Haus ist still, der Park ist leer, nur der Wald, der ist wie immer!

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