Ernst Ferstl

Wie oft nehmen wir uns wirklich Zeit?

Ich versuche mich morgens sehr bewusst mit einer Tasse Tee hinzusetzen, die Gedanken schweifen zu lassen, ein Buch zu lesen, Musik zu hören - den Tag mit einer Zeit zu beginnen, in der nichts erledigt werden muss, in der es keinen Plan gibt, was jetzt los sein müsste.

Im letzten Jahr habe ich mir diese eine Stunde bevor alle anderen hier im Haus aufwachen hart für mich erkämpft. Weniger, weil es mir die Kinder oder mein Mann nicht zugestanden hätten - aber viel mehr, weil ich sie mir selbst nicht genommen habe. Ich fand Ausreden, dass ja die Kinder bald genug aufstehen müssten, dass ich den Tag planen muss, Jause, Frühstück vorbereiten und vieles mehr.

Nun seit gut einem Jahr, bin ich früher auf, als der Rest der Familie und ich genieße diese Stunde Zeit, meist mit einer Tasse Tee, ganz bewusst. Ich male, bin kreativ, ich schreibe, lese und genieße es wirklich, weil mir diese bewusst verbrachte Zeit etwas ganz besonderes gibt.

Dass dann der Tag mit seinem üblichen Chaos startet, wenn drei Kinder aufwachen und sich für Schule und Kindergarten bereit machen, kann mir jetzt meistens viel weniger anhaben, dass dann vielleicht ein Tag startet der voll verplant ist und ich nicht dazu komme, einmal eine Tasse Kaffee zu trinken, ist auch viel mehr egal.

Denn ich habe  mir heute schon meine Zeit genommen und sie hat mir etwas gegeben.

Ich wünsche euch allen heute auch ein bisschen Zeit, die euch etwas gibt!