Ein neuer Lebensabschnitt

Nachdem im letzten Herbst auch unsere jüngste Tochter mit dem Kindergarten begonnen hatte, begann für mich ein neuer Lebensabschnitt. Ich hatte plötzlich Zeit, klar ist da noch der Haushalt, viel Zeit bleibt auch nicht zwischen Kinder in den Kindergarten fahren und wieder holen, denn da soll ja noch Haushalt, Einkauf, Kochen usw. passieren. Anfangs dachte ich, das würde mir auch voll und ganz reichen.

 

Doch schon bald wurde klar, dass ich mich damit nun nicht mehr zufrieden geben wollte. Im Herbst gab es noch einiges im Garten zu tun, ich erhöhte meine Zeit im Pferdestall und genoss diese Zeit bei meinem Hobby und den Menschen, welche damit verbunden sind in vollen Zügen. Aber doch, keimte die Frage, was würde meine Zukunft bringen. Es kamen Ideen, viele wurden gleich verworfen, manche wurden länger hin und her geschoben, manche durchdacht und für nicht gut befunden... Das Richtige war nicht dabei.

 

Bis mir irgendwann ganz plötzlich klar wurde, mit was ich Freude hätte, welche Arbeit mir solchen Spaß bereiten würde, dass es sich nicht wie Arbeit anfühlen würde - Menschen meine Freude an der Natur zu vermitteln, ihnen die Augen zu öffnen für unsere schönen Wälder, die Vielfalt der Pflanzen, die heimische Tierwelt - kurz, ich entschied die Ausbildung zum Waldpädagogen zu beginnen.

 

Am Montag war es nun so weit und ich begann meinen ersten Kurs in der Forstlichen Ausbildungstätte Ort und absolvierte den Grundkurs Waldpädagogik. Nach acht Jahren zu Hause bei den Kindern, ist es schon plötzlich aufregend, interessant, faszinierend, wieder so einen Schritt zu gehen. Das erste Mal vier Tage und drei Nächte nicht zu Hause zu sein und zu wissen was die Kinder gerade bedrückt, fasziniert oder erleben - aber auch die Aufregung etwas Neues zu Beginnen, wieder zu lernen, Gleichgesinnte zu treffen, Menschen mit Zielen, welche den eigenen ähnlich sind.

Den Montag verbrachten wir mit Kennenlernen, ergründeten die verschiedenen Motivationen, warum wir die Ausbildung begonnen hatten und ich stellte fest, wie faszinierend es ist, welche Lebenswege die Menschen gehen.

Da in der Ausbildung Wald, Forstwirtschaft, Natur und die Vermittlung dieser im Vordergrund steht, blieben wir auch nicht lange im Ausbildungszentrum, auch wenn es im Schloss Ort wirklich sehr idyllisch gelegen ist - so wechselten wir schnell einmal in den angrenzenden, schönen Toskanapark. Hier durften wir erste Spiele, Lerntechniken ausprobieren, von Naturklebebildern, Blatt-Dias, Interview mit einem Baum, ein aktionreiches Quizspiel - es war viel Interessantes und Lustiges dabei, manchem hätten wir gerne noch mehr Zeit gewidmet.

Doch bald einmal bekamen wir einen Gruppenauftrag, wir sollten  die vier verschiedenen Altersgruppen erarbeiten und später zusammen gefasst vorstellen.

 

Um 17h waren wir fertig und hatten Freizeit, da ich nicht die einzige Camperin war, begaben wir uns zu unseren Fahrzeugen, parkten diese noch gemeinsam beim Parkplatz auf  den Stellplatzbereich um uns dann wieder am See zu treffen und das kühle Nass zu genießen. Wir hatten viel Spaß bei Petras Einführung in Akrobatik und lernten uns dabei nebenbei auch gleich noch besser kennen.

Schließlich wurde gemeinsam beschlossen noch in eine Pizzeria in Gmunden zu marschieren, doch irgendwie waren wir schlussendlich bei unseren Campingfahrzeugen hängen geblieben, die Fahrzeuge wurden bestaunt, Erfahrungen ausgetauscht, von einem kamen wir zum anderen. Musikinstrumente wurden ausgepackt und ausprobiert, Gitarre, Mundharmonika, Maultrommel - wir hatten Spaß, es wurde gelacht, Gemeinsamkeiten gefunden und schnell entstand eine Gemeinschaft, in welcher man sich einfach wohl fühlen konnnte.

Bis doch der Hunger wieder aufkam und wir spontan beschlossen, vor Ort, selbst zu kochen, wir hatten genug mit, so wurde geschnitten, gewürzt und gekocht und wir schlemmten leckere Nudeln mit Gemüse-Sugo, Salat und Kräuterbaguette.

Als es dann dunkel wurde, beschlossen wir, dass wir wohl besser doch ins Bett gehören, denn der morgige Tag würde lang werden!

Den Dienstag begannen wir mit Schwimmen, Yoga und einem Frühstück am See, bevor wir um halb acht aufbrachen. Wir würden den ganzen Tag in der Grünau, in wunderschönen Wäldern und beim kleinen Ödsee verbringen.

 

Es erwartete uns ein langer Tag, mit vielen Informationen zur Forstwirtschaft, Jagd, dem Lebensraum Wald, den Tieren. Wir lernten Methoden zur Wissensvermittlung, Spiele, aktivierten unsere Sinne, wurden selbst zu Kindern, durften zusehen wie ein Baum gefällt wurde und ihn selbst schälen, Jahresringe zählen und vieles, vieles mehr.

 

Zwischendurch eine kurze Mittags- und Verschnaufpause mit köstlicher Bauernjause und schon ging es wieder weiter, Bodenkunde, Insekten fangen und bestimmen.

Es war ein Tag intesivster Erlebnisse, blind und barfuss durch den Wald zu laufen, durch Wasser, Matsch, Brombeerranken, da erlebt man Wald auf einmal ganz anders, wird sich der Natur, der Gerüche auf eine neue Art und Weise bewusst.

 

Fast pünktlich zu unserem Treffpunkt beim Bus, brach ein Gewitter über uns aus, es regnete und windete. Doch wir hatten wirklich Glück und saßen schon im Bus, welcher uns ins Almtal brachte, dort gäbe es Abendessen, etwas Pause, bevor es mit dem Abendprogramm weitere ging.

Weiter ging es mit Pflanzenkunde, Geschichten, Bastelanleitungen aus Blättern, ja der Tag wurde lang, die Informationen schon etwas viel. Da kam dann der kleine Ödsee mehr als gelegen. Anstatt das indianische Jagdgedicht zu besprechen, stürzte sich die Mehrheit der Kursteilnehmer prustend und lachend ins kühle Nass - eine willkommene Pause -  bevor es weiter ging ;)

 

Wir beendeten den Abend mit Gedichten, eigenen Gedanken und Bildern zum Mitnehmen, bevor wir müde, aber trotzdem wie berauscht vom Wald und dem neuen Wissen im Bus zurück ins Schloss Ort fuhren.

Den Mittwoch Morgen begannen wir wie den voran gegangenen, als Morgenmensche weckte ich die anderen Camperteilnehmer mit Mundharmonika spielen, es folgte Yoga am See, Schwimmen und gemeinsames Frühstück wurde genossen.

 

Der Vormittag wurde im Lehrsaal verbracht, dort lernten wir über Rechtliches, den Aufbau eines Waldganges und einige theoretische Fakten. Schließlich wurde uns in vierer Gruppen noch je eine Volksschulklasse zugeteilt, welche wir am Donnerstag Vormittag drei Stunden durch den Wald führen würden - am Nachmittag stand die Besichtigung des Waldes und die Planung bevor.

 

Am Nachmittag fuhren wir ins Naturschutzgebiet am Taferlklaussee, dort wurde uns unser jeweiliger Waldabschnitt zugewiesen, in welchem wir die Waldführung am nächsten Tag abhalten würden. Da das Wetter regnerisch und kalt vorhergesagt wurde, bauten wir Zelte auf, um wenigstens die Rucksäcke der Kinder trocken unterbringen zu können.

Wir begutachteten den uns zugeteilten Wald, studierten die Wünsche der Klasse und Lehrerin und begannen zu planen. Uns blieb dort im Wald kaum Zeit, so wurde die Planung im Lehrsaal fortgesetzt, Utensilien zusammen gesucht, organisiert und ein Lied einstudiert ;) Aufgaben verteilt und die Aufregung vorm nächsten Vormittag stieg.

 

Ich spürte langsam aber doch, wie anstrengend der Lehrgang war. Jeden Abend spät ins Bett, viele neue, interessante Menschen, neue Freundschaften, neues zu lernen und aufzunehmen. Todmüde, aber trotzdem sehr glücklich fiel ich an diesem Abend ins Bett, gespannt was der nächste Tag bringen würde.

Die Waldführung am Donnerstag Vormittag genoss ich in vollen Zügen. Es machte Spaß mit den Kindern den Wald zu entdecken, ganz nebenbei ein paar Informationen einfließen zu lassen. Spontan Änderungen vor zu nehmen, weil ein Frosch unsere Wege kreuzt. Lieder zu singen, Fragen zu beantworten, Pflanzen zu sammeln, um die Kinder dann damit zu faszinieren, dass Farn schon zu Dinosaurierzeiten wuchs, Füße an Käfern und Spinnen zu zählen oder aber den Wasserfall an der Felsmauer zu entdecken.

 

Schneller als wir schauen konnten waren die drei Stunden um, die Kinder genauso begeistert wie wir und wir trennten uns vom Wald, verabschiedeten  uns und gingen ein jeder wieder seines Weges.

Am Nachmittag wurden unsere Waldführungen besprochen und analysiert. Wir nahmen die Begeisterung mit in den Lehrsaal und waren froh und dankbar, dasss wir diese Erfahrung machen durften.

 

So schnell waren diese vier Tage vergangen, so viel war an diesen Tagen los gewesen. Mein Kopf war voller Informationen, Erlebnissen und Emotionen. Ich habe einige wirklich tolle, neue Menschen kennen lernen dürfen, welche mich berührt haben und diesen Kurs zu etwas Besonderem gemacht haben. Danke, dass wir diese Tage gemeinsam so intesiv, mit viel Spaß und Lachen verbracht haben!

 

Aber nun freute ich mich auf zu Hause, auf meine Familie, aber auch schon auf den nächsten Kurs, hoffentlich im Herbst ;)

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Lisa Kupetzius (Samstag, 08 Juli 2017 07:41)

    Dein Bericht über deine Ausbildung ist wie ein Gedicht für mich zu lesen.

    Ich würde mich freuen, wenn wir uns zusammensetzten würden und eventuell über Waldbesuche im nächsten Kindergartenjahr reden.
    Ich spüre in deinen Worten die Begeisterung und die Freude in der Natur - die ich gerne in meine Gruppe intergrieren würde.

    Alles Liebe von Herzen
    Lisa